Nicht weniger als eine der nachhaltigsten Multifunktions-Arenen der Welt sollte aus der rund 50 Jahre alten Eissporthalle Kassel werden. Das Heimstadion der DEL2-Eishockeymannschaft „Kassel Huskies“ war hinsichtlich Energieeffizienz, Nutzbarkeit und Komfort in die Jahre gekommen. Daher beschloss der Eigentümer, das sanierungsbedürftige Stadion grundlegend zu revitalisieren. Insbesondere sollte es auch mit zukunftsweisenden Möglichkeiten der Gebäudetechnik klimafreundlich und mittelfristig sogar energieautark werden. Die maßgeschneiderten Lösungsstrategien dazu kamen von Kieback&Peter – dem offiziellen Klimapartner der „Kassel Huskies“. Sie erschließen maßgebliche Synergieeffekte zwischen den verschiedenen Anlagenteilen. Damit erhielt die Niederlassung Kassel den Auftrag, alle gebäudetechnischen Herausforderungen gemeinsam mit regionalen Fachhandwerkern zu realisieren – vom Einsatz von Energierückgewinnung über Spitzenlastmanagement und zukünftige Großwärmepumpen bis zur Möglichkeit einer umfassenden CO₂-Bilanzierung.
Ein Investment mit dauerhaft nachhaltigem Mehrwert
Bis zu ihrer Generalsanierung und der Umbenennung in Nordhessen Arena im Jahr 2023 war die Eissporthalle Kassel ein Monument der Bau- und Gebäudetechnik der 1970er Jahre: Energieeffizienz, Komfort und Flexibilität ließen zunehmend zu wünschen übrig. Eine zentrale Gebäudeautomation gab es nicht und die Energiebilanz war sehr ungünstig. Der Eigentümer erkannte den Handlungsbedarf und beschloss, das Eisstadion zu einer beispielhaften Multifunktions-Arena weiterzuentwickeln.
Bis zu 6.100 Besucher sollten künftig neben Eishockeyspielen auch Handball-Begegnungen, hochkarätige Konzerte und Unterhaltungsshows aller Art erleben. Im Rahmen der Revitalisierung sollte auch eine klimafreundliche Gebäudetechnik geschaffen werden, die ihresgleichen sucht. Kieback&Peter erhielt den Auftrag, sämtliche Anlagen für Wärme, Kälte, Strom, Lüftung, Verschattung und Elektroauto-Management in einer zentralen, ganzheitlichen Automationslösung zu integrieren. Niederlassungs- und Projektleiter Axel Mikesch entwickelte dazu mit seinem Team ein einzigartiges System, das die vielfältigen Anforderungen rundum erfüllt: „Wir haben in der Nordhessen Arena eine einzigartige, maßgeschneiderte Gebäudeautomation geschaffen, die den gesamten Stadionbetrieb fit macht für eine klimafreundliche Zukunft.“
Energieflüsse, Anlagenzustände, CO₂-Bilanz: Qanteon verschafft den Überblick
Dem Team bot die Nordhessen Arena ein ideales Feld, um maßgeschneiderte Effizienz- und Synergie-Lösungen zu realisieren, die es so kein zweites Mal gibt. Sie integrierten dazu rund 1.500 Aktoren und Sensoren in den Anlagen des Stadions – beispielsweise bedarfsgesteuerte Umwälzpumpen für Wärme- und Kältemedien, regelbare Lüftungsventilatoren, digitale Wärme- und Kältemengenzähler sowie Fühler zur Erfassung der CO₂-Sättigung der Luft. Alle Systeme vernetzten sie digital in vier Automationsschwerpunkten (ASP) mit den leistungsstarken Controllern von Kieback&Peter der neuesten Baureihe (DDC 4040E) – diese führen sämtliche automatisierten Schalt- und Regelungshandlungen aus. Als übergeordnete Bedienebene und visuelle Nutzerebene dient das flexible Energiemanagement-System Qanteon von Kieback&Peter. Es arbeitet auf einem Server vor Ort und bietet mit seiner intuitiv verständlichen Nutzeroberfläche maximalen Bedienkomfort: Hier ist es beispielsweise möglich, sämtliche Energieflüsse, Soll- und Ist-Werte sowie Anlagenzustände übersichtlich einzusehen und bei Bedarf anzupassen. Auch ein gesicherter Fernzugriff via Connect von Kieback&Peter wurde eingerichtet. Mit seinen zahlreichen, individualisierbaren Auswertungs-Tools liefert Qanteon auch die Basis für das umfassende Monitoring sämtlicher Verbräuche sowie für die geforderte CO₂-Bilanzierung. So können die Betreiber jetzt einfach, schnell und zuverlässig den CO₂-Fußabdruck der Nordhessen Arena nachweisen – beispielsweise gegenüber der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) und weiteren nachhaltig orientierten Veranstaltern.
Gute Luft durch smarte Effizienzsteigerung
Zu den vielen Aufgaben von Kieback&Peter gehörte die Schaffung einer hocheffizienten Lüftungsregelung für die gesamte Arena inklusive aller Nebenräume. Das Team setzte hier auf ein CO₂-gestütztes System, das nicht nur den Energieaufwand für die Frischluft-Versorgung minimiert, sondern gleichzeitig auch die Luftqualität erheblich steigert – und damit den Aufenthaltskomfort für Besucher, Sportler, Künstler und Mitarbeiter. Dazu messen CO₂-Sensoren den CO₂-Gehalt der Raumluft – je höher der CO₂-Wert, desto „verbrauchter“ die Luft. Die Regelung sorgt laufend dafür, dass die Frischluft-Zufuhr in jeder Zone stets bedarfsgerecht erfolgt. Statt dem pauschalen „Gießkannen“-Prinzip herkömmlicher Lüftungen mit konstantem Volumenstrom arbeiten die Ventilatoren dadurch stets im erforderlichen Maß und verbrauchen nicht mehr Strom als erforderlich – bei konstant hohem Aufenthaltskomfort.
Heizkreisläufe im Freien – energiesparend integriert.
Auch die smarte Entkoppelung des Heizkreislaufs trägt zum Energiesparen bei: Bislang mussten die Heizleitungen im Außenbereich bei Frost permanent durchflossen sein, um nicht beschädigt zu werden. Jetzt sind sie über einen von Kieback&Peter geregelten Wärmetauscher als eigener Kreislauf abgekoppelt und mit einem glykolhaltigen Medium frostgeschützt – sie brauchen damit auch im Winter nur noch dann in Betrieb zu sein, wenn Wärmebedarf besteht. Resultat hiervon: 250.000 kWh Energieeinsparung jährlich, entsprechend 25.000 l Heizöl.
Nachhaltigkeit für Beheizung und Kälteversorgung
Damit sich in der Nordhessen Arena die Zuschauer und Fans auch bei einem Eishockey-Spiel rundum wohl fühlen, wurden Fußboden- und Deckenstrahl-Heizungen eingebaut – sie arbeiten deutlich sparsamer als die Gebläse-Konvektoren herkömmlicher Hallenheizungen. Der Einsatz an Primärenergie erfolgt auch hier stets hocheffizient. Dafür haben die Automationsexperten eine Regelung geschaffen, die sowohl die Nutzung der bestehenden Fernwärme-Versorgung als auch von demnächst integrierten Großwärmepumpen optimal aufeinander abstimmt. Zudem haben sie dafür gesorgt, dass die anfallende Kälte der eingeplanten Wärmepumpen in den Kältekreislauf der Arena eingespeist werden wird. Nach dem Motto: Einfall statt Abfall.
Kieback&Peter offizieller Klimapartner der „Kassel Huskies“
Neben der Verantwortung des Energiemanagements in der Nordhessen Arena ist Kieback&Peter seit der Saison 2023/2024 offizieller Klimapartner der „Kassel Huskies“ und begleitet das DEL2-Team durch die Spielzeit. Ziel ist es dabei auch künftig, das Projekt „Nordhessen Arena“ weiter zu fördern und die Realisierung einer energieautarken Halle in Nordhessen mit smarten Lösungen der Gebäudeautomation zu unterstützen.
Prozesskälte zur Luftentfeuchtung künftig aus anfallendem Schnee
Die Vielfalt der zukunftsweisenden und von Kieback&Peter smart geregelten Gebäudetechnik ist immens. Die ressourcenschonende Kombination aus Frischluft-Entfeuchtung und Eisaufbereitung ist ein Beispiel, das demnächst realisiert wird: Täglich fallen bis zu 15 Kubikmeter Schnee aus der Eisaufbereitung an. Dessen Kälte bleibt künftig nicht mehr ungenutzt, sondern dient in einem Kreislauf mittels Wärmetauschern im Schneebunker der Kälteversorgung für die Frischluft-Entfeuchtung. Zudem kann das Tauwasser des Schnees wieder zur Eisbereitung genutzt werden, so dass kein Frischwasser energieaufwändig entsalzt werden muss. Der Einsparungseffekt dieser smarten Regelungs-Kombination wird rund 300.000 kWh Primärenergie pro Jahr betragen, das entspricht rund 30.000 l Heizöl.
Lastspitzenmanagement künftig mit Hilfe von Elektro-Autos
Ein besonderes technisches Highlight der Nordhessen Arena ist das Lastspitzenmanagement der Stromversorgung: Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach erzeugt tagsüber mit einer Spitzenleistung von bis zu drei Megawatt (Peak) emissionsfreie elektrische Energie. Dieser Strom lädt künftig die Batterien von bis zu 30 Elektro-Autos – mit denen die Spieler der „Kassel Huskies“ unter anderem emissionsfrei zu ihren Auswärtsspielen fahren – die Realisierung soll bis 2025 erfolgen. Das eigentliche Lastspitzenmanagement liegt dabei in der Bi-direktionalen Ladbarkeit der Elektro-Autos: Jeder Pkw kann wie eine große Power-Bank seine elektrische Energie bei hohem Strombedarf der Arena ins interne Netz zurückspeisen. Damit der gespeicherte Strom stets optimal genutzt wird, haben die Techniker von Kieback&Peter ein durchdachtes Lastspitzenmanagement entwickelt. Es sorgt unter anderem dafür, dass die Fahrzeuge für geplante Fahrten stets ausreichend geladen sind, aber gleichzeitig jeweils dann Strom abgeben, wenn besonders großer Bedarf besteht – beispielsweise bei einem ausverkauften Spiel der „Kassel Huskies“ oder einem Konzert.